Was bringt die Aktivrente konkret?
Ab 2026 bleiben 2.000 Euro monatlicher Zuverdienst steuerfrei, wenn Rentner nach Erreichen des gesetzlichen Rentenalters weiterarbeiten. Klingt erst mal gut – ist es auch. Allerdings rechnet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung mit gerade mal 25.000 bis 33.000 zusätzlichen Vollzeitstellen bundesweit. Bei 35 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist das, nun ja, ein moderater Beschäftigungseffekt.
Interessanter wird es, wenn man genauer hinschaut: Fast alle Befragten, die sich ein Weiterarbeiten vorstellen können, wären bereit, mindestens ein Jahr dranzuhängen. Die Frage ist nur: Unter welchen Bedingungen?
Was Unternehmen jetzt tun sollten
Wer als Arbeitgeber darauf hofft, dass erfahrene Mitarbeiter von allein bleiben, wird enttäuscht werden. Die DIW-Studie macht deutlich: Das Arbeitsumfeld muss stimmen. Dazu gehören:
- Altersgerechte Tätigkeiten – niemand will mit 67 noch Dachziegel schleppen
- Zeitliche Flexibilität – Vier-Tage-Woche statt Vollzeit-Marathon
- Wertschätzung und gutes Arbeitsklima – nicht nur in der Weihnachtsrede
- Sinnstiftende Aufgaben – Wissenstransfer an Jüngere, Mentoring, Spezialprojekte
Kurz gesagt: Wer ältere Fachkräfte halten will, muss mehr bieten als einen Steuerbonus. Die gute Nachricht: Viele wollen tatsächlich weiterarbeiten – um geistig fit zu bleiben, Spaß an der Arbeit zu haben und soziale Kontakte zu pflegen. Nicht primär wegen des Geldes.
Die versicherungstechnische Seite der Medaille
Was in der öffentlichen Diskussion gerne untergeht: Länger arbeitende Mitarbeiter werfen auch versicherungstechnische Fragen auf. Ein paar Punkte, die auf dem Radar sein sollten:
- Betriebliche Altersvorsorge: Wie wirkt sich die Aktivrente auf laufende bAV-Verträge aus? Hier lohnt sich ein Blick ins Kleingedruckte.
- Unfallversicherung: Ältere Arbeitnehmer haben statistisch andere Risikoprofile – passt der Versicherungsschutz noch?
- Arbeitsrechtliche Klarheit: Befristungen, Wiedereinstellungen nach Renteneintritt – hier gibt es noch Graubereiche, die rechtssicher gestaltet werden müssen.
Fazit: Chance nutzen – aber mit Strategie
Die Aktivrente ist ein Baustein im Kampf gegen den Fachkräftemangel, aber kein Wundermittel. Unternehmen, die jetzt aktiv auf ihre älteren Mitarbeiter zugehen, flexible Modelle anbieten und die Rahmenbedingungen stimmen lassen, haben die besseren Karten.
Wer rechtzeitig plant, kann nicht nur Wissen im Unternehmen halten, sondern auch teure Neubesetzungen vermeiden. Und nebenbei vielleicht sogar die Unternehmenskultur bereichern – Erfahrung ist schließlich durch nichts zu ersetzen. Am Ende trennt sich hier die Spreu vom Weizen: zwischen denen, die den demografischen Wandel aussitzen wollen, und denen, die ihn aktiv gestalten.